Bomben auf Bieber
Viele ältere einheimische Bieberer Einwohnerinnen und Einwohner werden sich noch an den schrecklichen Bombenangriff an den 14. März 1945 erinnern. Bei herrlichem Frühlingswetter wurde damals Bieber bombardiert. Sieben Menschen, drei auf Hof Haina und vier in Bieber konnten nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, was der Grund des Angriffs an diesem Nachmittag auf Bieber war. Wie aus heiterem Himmel fielen, ohne dass Alarm gegeben werden konnte, die Bomben auf den westlichen Teil von Bieber und der Großteil, Gott sei Dank, in den Wald am Rimberg. Wenn alle die abgeworfenen Bomben das Dorf getroffen hätten, wäre von Bieber wohl wenig übrig geblieben. Der Zeitzeuge Helmut Failing, damals knapp sieben Jahre alt, wohnte zusammen mit seinen Eltern und seinem vier Jahre jüngeren Bruder Walter in dem erst 1944 neu erbauten Haus in der Rimbergstraße 26 gegenüber der heutigen Evangelischen Kirche am Rande des Rimbergwaldes. Wie er erzählte, spielte er mit seinem Bruder und Nachbarskindern in dem Nachbarshof an diesem schönen Nachmittag. Plötzlich kam seine Mutter, nahm ihn an die Hand und seinen Bruder auf den Arm, und rannte mit ihnen heim in den Keller. Aber schon auf der Kellertreppe zitterte das ganze Haus von den Bombeneinschlägen im nahen Wald und im Garten. Nach dem der Angriff beendet war und man vorsichtig aus dem Haus kam, sah man die Bescherung, eine Bombe war in den Garten auf das frisch bestellte Beet gefallen, Gott sei Dank wurde das Haus nicht getroffen.
Da es noch keine Leichenhalle in Bieber gab, wurden die Toten in dem Feuerwehrgerätehaus aufgebahrt. Die Tatsache, dass begünstigt durch das schöne Wetter, viele Bewohner im Wald zum Holzmachen waren, hat das wahrscheinlich einigen das Leben gerettet. Zum Beispiel das Haus Ecke Hainaerweg/Waldweg wurde komplett zerstört, aber alle Bewohner befanden sich im Wald.
Alle sieben Opfer des Bombenangriffs hatten besondere Schicksale.
Willi Thomé, 23 Jahre alt, verlor bereits in der Schlacht um Stalingrad ein Bein. Nach seiner Heimkehr und Genesung fand er Arbeit bei einem aus Gießen ausgesiedelten Versicherungsunternehmen im Waldweg in Bieber. Dort fand er zusammen mit Hans Böcher aus Bersrod, ebenfalls ein Kriegsinvalide, den Tod.
Die 20 jährige Waltraud Gerlach, ebenfalls im Waldweg wohnend, war schon fast in dem nahen sicheren Luftschutzbunker, als sie wegen ihrer vergessenen Uhr zurück in ihr Elternhaus lief und dort umkam.
Der erst zweijährige Volker Götz wurde von einer Brandbombe, in seinem Bett während des Schlafs, getötet.
Die 27jährige Imgard Schönebohm war nach einem verheerenden Luftangriff auf Gießen am 6. Dez. 1944, auf das Drängen ihrer Schwiegermutter mit ihrem zweijährigen Sohn Wolfgang zu ihrer Bekannten Hildegard Lenz auf den sicheren Hof Haina gezogen. Dort kam sie, mit ihrem Sohn und ihrer Bekannten, im Wohnzimmer ums Leben. Wie die Schwägerin von Frau Schönebohm dem Autor berichtete, hätte die Schwiegermutter seit dem Schuldgefühle gehabt. „Ich bin Schuld am Tod meines Enkels und meiner Schwiegertochter!“, waren immer wieder ihre Worte. Auch die 26jährige Hildegard Lenz hatte schon ihren Verlobten im Krieg verloren.