Jugend erinnert
Vor 80 Jahren wurde der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen, deutsche Streitmächte haben Polen überfallen und damit der Zweite Weltkrieg entfesselt. Die friedliche Revolution von 1989, die zum Ende der SED-Diktatur geführt hat, ist 30 Jahre her. Diese Jahrestage unterstreichen Deutschlands besondere moralische Verpflichtung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus und des Unrechtsstaats der DDR. Teil dieser Verantwortung ist es, die Erinnerung an das unvergleichbare Unrecht des Nationalsozialismus und an die Opfer der SED-Diktatur auch für die nachfolgenden Generationen und über die nationalen Grenzen hinaus wachzuhalten. Mit einem neuen Bundesprogramm „Jugend erinnert“ wollen wir unseren Verpflichtungen im Koalitionsvertrag nachkommen und einen Beitrag leisten, um „die Erinnerung an die Folgen von Diktatur und Gewaltherrschaft wachzuhalten“.
Wir wollen, dass die Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und deren Angehörigen und Nachkommen intensiviert wird. Außerdem wollen wir Pilotprojekte unterstützen, damit neue Zielgruppen erreicht und neue Formate der Erinnerungsarbeit erprobt werden können. Gedenkort- und Gedenkstättenbesuche sollen Denkanstöße geben und nachhaltig wirken. Multimediale Angebote und grenzüberschreitender Austausch und Begegnungen helfen Vorurteile gegenüber und Diskriminierung von Menschen anderer Glaubensrichtungen, Hautfarbe, Herkunft – insbesondere gegenüber Menschen jüdischen Glaubens oder Sinti und Roma – entgegen zu wirken. Die Auseinandersetzung mit Krieg, Flucht und Vertreibung hilft beim Abbau von Vorurteilen und Stereotypen. Sie schafft gegenseitiges Verständnis und fördert eine europäische Erinnerungskultur. Programme wie „Jugend erinnert“ sind wichtig gegen das Vergessen und für ein friedliches und freies Europa.
Mit dem Programm wird unter anderem die bestehende Förderung für außerschulische Gedenkfahrten des BMFSFJ erheblich ausgebaut. Damit werden für 2019 und 2020 500 Fahrten für über 10.000 Jugendliche gefördert und angeboten. Weiterhin sollen mit dem Programm auch bislang weniger besuchte Gedenkstätten den Fokus gerückt werden: zum Beispiel Besuche in Treblinka in Polen oder Theresienstadt in Tschechien. Um die Erinnerungskultur auch über nationale Grenzen hinweg zu fördern, werden in einem Pilotprojekt polnische und deutsche Schulklassen (Jahrgang 10-12) gemeinsam Einzelschicksale von Opfern deutscher Kriegsverbrechen, des Holocaust oder die Geschichte der Zerstörung von Kulturgütern in beiden Ländern aufarbeiten. Darüber hinaus werden Begegnungen von Jugendlichen aus Deutschland, Israel und osteuropäischen Staaten gefördert, junge Lehrkräfte an Gedenkstätten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen begleitet und fortgebildet.
Weitere Infos auf der Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/neues-programm-ermoeglicht-ueber-10-000-gedenkstaettenfahrten-fuer-jugendliche/133246