Pränataltests

Fast alle Schwangeren, die ein Kind mit Down-Syndrom erwarten, entscheiden sich für einen Abbruch der Schwangerschaft. Seit 2012 werden vorgeburtliche Bluttests angeboten, die u.a. untersuchen, ob das werdende Kind mit Trisomie 21 auf die Welt kommt. Gegenwärtig wird geprüft, ob die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für diese Tests übernehmen. Ein entsprechendes Bewertungsverfahren läuft. Ethische Fragen spielen in diesem Verfahren keine Rolle. Menschen mit Down-Syndrom kommen nicht zu Wort.

Fragen, die so fundamental unsere Werteordnung berühren, brauchen jedoch einen breiten gesellschaftlichen Diskurs, der Menschen mit Trisomie, Ärztinnen und Ärzte, Eltern und alle, die daran Interesse haben, beteiligt. Der Bundestag ist der richtige Ort, um diesen Diskurs anzustoßen und in die Gesellschaft zu tragen. Denn Menschen mit Down-Syndrom sind nicht glücklicher oder unglücklicher als andere Menschen. Sie leiden nicht unter Trisomie 21, sondern darunter, nicht angemessen und respektvoll behandelt zu werden. Eltern von Kindern mit Trisomie 21 sollten niemals in die Gefahr geraten, sich für die Geburt ihres Kindes rechtfertigen zu müssen. Wir müssen werdende Eltern von Kindern mit Trisomie 21 umfassend aufklären, sie unterstützen und ihnen die Angst nehmen.

Es wird in näherer Zukunft weitere Tests geben, die mögliche andere Beeinträchtigungen der werdenden Kinder diagnostizieren können. Wenn sich rechtlich nichts ändert, werden auch diese Tests ohne „ethische Überprüfung“ verfügbar und gegebenenfalls von den Krankenkassen finanziert. Gemeinsam mit weiteren Abgeordneten von der SPD, CDU, FDP, Linken und den Grünen möchte ich einen Diskurs darüber anstoßen, welche ethischen Fragen mit der Kostenübernahme solcher Tests zusammen hängen. Auf unserer Pressekonferenz heute Vormittag, haben wir unsere Position (s. unser Positionspapier) vorgestellt, die wir im Bundestag frei von jedem Fraktionszwang debattieren wollen.