Partizipation von Menschen mit Behinderung | 19.07.2017

Inklusion ist wichtig!

Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für Menschen mit Behinderung, besuchte am 19.07.2017 gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Dagmar Schmidt, Landrat Wolfgang Schuster und Sozialdezernent Stephan Aurand die Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e.V.. Mit Vertreterinnen und Vertretern der Lebenshilfe, Betroffenen und Interessierten sprachen sie über die Möglichkeiten der politischen Teilhabe von Menschen mit Behinderung und besuchten im Anschluss die Holzwerkstatt der Lebenshilfe.
Zehn Wochen vor der Bundestagswahl, drehte sich die Diskussion stark um die Frage des Wahlrechtes für alle. Heute dürfen Menschen mit gesetzlicher Betreuung nicht wählen. Die SPD fordert die Abschaffung der Einschränkungen im Wahlrecht schon lange. CDU/CSU haben sich in der vergangenen Wahlperiode dagegen gewehrt, erklärte Dagmar Schmidt. „Für die SPD bleibt es ein wichtiges Thema. Deswegen haben wir es auch in unser Programm für die kommende Wahlperiode aufgenommen.“

Zur politischen Teilhabe gehört aber nicht nur das Wahlrecht, sondern auch die Möglichkeit sich zu informieren. Verena Bentele hob lobend hervor, dass für die Bundestagswahl am 24. September nicht nur die SPD, wie auch bereits zur Wahl 2013, ihr Programm in leichter Sprache vorlegen werde. Auch die anderen im Bundestag vertretenen Parteien hätten dies angekündigt.
„Wir werden nicht immer alle Informationen so aufarbeiten können, dass alle Menschen sie gleich verstehen. Was wir aber können, ist eine Gesellschaft schaffen, in der wir miteinander reden und voneinander lernen. So können wir allen Menschen die Möglichkeit geben an Informationen zu gelangen.“, hob Dagmar Schmidt hervor. „Im Vorfeld der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes hat es eine Teilhabe von Menschen gegeben, die dies so bislang noch nicht wahrgenommen haben.“ Bentele ergänzte: „Ich wünsche mir, dass sich Menschen mit Behinderung nun auch zum Beispiel in der Agrarpolitik oder Verkehrspolitik engagieren und nicht nur in der Behindertenpolitik.“

Im Gespräch wurden viele Hürden deutlich. Zum Beispiel im Wahllokal, wenn die Wahlschablone für Menschen mit Sehbehinderung fehlt. Oder das Unverständnis, wenn die Begleitperson mit in die Wahlkabine geht. Andersherum führt zum Beispiel der veränderte Wortschatz von Gehörlosen manchmal zu Missverständnissen, wenn Hörenden das Wissen um den veränderten Wortschatz fehlt. Die Anwesenden waren sich einig, dass viele Probleme mit besserem Verständnis füreinander und Gespräch miteinander zu lösen sind. Schmidt betonte „Inklusion ist wichtig. Am besten bereits im Kindesalter. Wenn alle Menschen ganz selbstverständlich miteinander zusammen leben, sind viele Probleme gar keine Probleme mehr.“

Bärbel Keiner, Vorsitzende des Behindertenbeirates der Stadt Wetzlar, erzählte, dass sie in Wetzlar in Verhandlungen mit Taxiunternehmen steht, um eine SMS-Lösung für Gehörlose zu finden. Bentele wies darauf hin, dass der Vermittlungsdienst für Gehörlose und Hörgeschädigte rund um die Uhr zur Verfügung stehen soll. Bislang wird dieser nur in der Zeit von 08:00 Uhr bis 23:00 Uhr angeboten.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde besichtigten die Politikerinnen die Holzwerkstatt der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e.V.. Hier konnten sie sich ein Bild von inklusiver Arbeit vor Ort machen. Die Holzwerkstatt arbeitet eng mit vielen Unternehmen des Landkreises zusammen und beschäftigt derzeit 78 Menschen in unterschiedlichen Arbeitsgruppen.