Armuts- und Reichtumsbericht - Teil III

Soziale Ungleichheit

Wie bereits in den vergangenen Wochen, widme ich mich auch heute einzelnen Aspekten des 5. Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung. Ich freue mich darüber, dass Andrea Nahles alle Fakten und Ergebnisse des Berichtes veröffentlichen möchte. Nur auf diese Art und Weise kann eine ehrliche Diskussion über die Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung in Deutschland geführt werden.

Heute beschäftige ich mich mit den Auswirkungen von sozialer Ungleichheit.

„Wenn sich harte Arbeit für die, die klein anfangen müssen, kaum auszahlt und gleichzeitig große Vermögen häufig ohne eigene Leistung zustande kommen, ist das nicht nur für die Betroffenen ungerecht, sondern das schadet uns allen“, (Andrea Nahles, 23.03.2017)

Eine hohe Ungleichheit kann sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen. Das zeigen aktuelle Studien von OECD, IWF und dem DIW.

Soziale Ungleichheit beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum. Menschen mit niedrigerem Einkommen geben einen größeren Anteil ihres Einkommens für den Konsum aus als Menschen mit hohem Einkommen. Wenn sie insgesamt weniger Geld zur Verfügung haben, können sie aber auch weniger ausgeben. Die 40% der Beschäftigten mit dem geringsten Einkommen haben seit Mitte der 1990er Jahre real weniger Bruttostundenlohn auf dem Gehaltszettel. Das heißt konkret, dass sie keinen oder einen nicht ausreichenden Inflationsausgleich erhalten. Damit habe sie auch real weniger Geld für Konsum. Diejenigen mit hohen Einkommen geben nicht genügend Geld aus, um diesen Effekt zu kompensieren. Sie legen einen Teil ihres Geldes lieber an. Dies schwächt die Nachfrage im Inland.

Soziale Ungleichheit kann auch zu schlechterer Bildung in einer Gesellschaft führen. Wer vom Wirtschaftswachstum abgeschnitten ist, wird immer weniger in Bildung und Ausbildung investieren. Bei hoher sozialer Ungleichheit kann das Nachteile für die gesamte Gesellschaft haben, denn es fehlen dann verstärkt qualifizierte Arbeitskräfte.

Soziale Ungleichheit gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In den vergangenen Jahren ist die Wahlbeteiligung, vor allem bei Kommunalwahlen, deutlich zurückgegangen. Es zeigt sich, dass vor allem in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit die Wahlbeteiligung stark gesunken ist. Unter den Bezieherinnen und Bezieher hoher Einkommen lag die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2013 bei 85 Prozent im Gegensatz zu 71 Prozent bei Geringverdienenden. Wahlen sind ein wichtiges Mittel der Beteiligung in unserer Demokratie. Wenn sich allerdings Gruppen aus diesem Prozess zurückziehen, geben sie ihr Recht auf Mitbestimmung auf. Es besteht die Gefahr, dass ihre Anliegen nicht mehr oder nicht ausreichend vertreten werden.