Armuts- und Reichtumsbericht - Teil I

Reichtum in Deutschland

Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung befasst sich mit der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands – mit Schwerpunkt auf der Armut. Dabei geht es unter anderem darum, mit welchen politischen Maßnahmen die Bundesregierung die Lebenslage der in unserer Gesellschaft benachteiligten Menschen verbessern will. Der erste Bericht wurde 2001 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung vorgelegt. In Kürze wird das Bundeskabinett den 5. Armuts- und Reichtumsbericht beschließen.

In den kommenden Wochen werde ich in meinem Newsletter (hier anmelden) einzelne Aspekte des Berichtes vorstellen.

Neben den Auswirkungen von Armut und sozialer Ausgrenzung geht es im 5. Armuts- und Reichtumsbericht erstmals intensiv um das Thema Reichtum. Mit diesem Aspekt des Berichtes möchte ich mich heute beschäftigen. Es geht dabei nicht um eine moralische Bewertung, sondern um die Frage, wie Reichtum entsteht, wie er verwendet wird und inwiefern Reichtum gesellschaftlichen Einfluss schafft. Im kommenden Newsletter werde ich auf die unterschiedlichen Armutsrisiken eingehen.

Die Datenlage hierzu ist aufgrund der fehlenden Auskunftspflicht der Reichen bisher wesentlich schlechter als zum Thema Armut.

Schwerpunkt der Forschung waren hauptsächlich die Superreichen, diejenigen, die mehr als das Dreifache des mittleren Einkommens beziehen. Betrachtet man die oberen zehn Prozent der Einkommensbezieherinnen und Einkommensbezieher in Deutschland, so stieg ihr Durchschnittseinkommen zwischen 1995 und 2010 von 97.000 Euro auf rund 116.000 Euro. Davon profitierten die Reichsten am meisten – hier stieg das Durchschnittseinkommen von rund 280.000 Euro auf rund 380.000 Euro.

Reichtum wird in Deutschland allerdings weniger mit hohen Einkommen als vielmehr mit hohen Vermögen in Verbindung gebracht. Der Anteil von Personen mit einem individuellen Vermögen ab einer halben Million Euro war zwischen 2002 und 2012 leicht rückläufig und sank von rund 2,8 auf rund 2,6 Prozent der Bevölkerung. Grundsätzlich findet man in der Gruppe der Einkommens- und Vermögensreichen tendenziell mehr Männer als Frauen, mehr Personen aus Westdeutschland als aus dem Osten – und mehr Menschen in der Altersgruppe ab 50 Jahren als Jüngere.

Die aktuelle Analyse zeigt: Die wirklich großen Vermögen in Deutschland werden weitgehend vererbt, Erwerbsarbeit spielt keine große Rolle. Hohe Vermögen werden also in der Regel nicht erarbeitet sondern geerbt. 2014 wurden fast 40 Milliarden Euro vererbt und vermacht; 2007 waren es noch knapp 22 Milliarden. Im Durchschnitt werden gut drei Millionen Euro vererbt. Je größer das Vermögen, desto weniger spielt das Einkommen eine Rolle. Dafür steigt jedoch die Einflussnahme in Wirtschaft und Politik. Die Wahrscheinlichkeit für eine Politikveränderung ist wesentlich höher, wenn diese von einer großen Anzahl von Menschen mit höherem Einkommen unterstützt wird.

Mit der Reform der Erbschaftsteuer im Herbst 2016 hat die Bundesregierung einen Schritt für mehr Gerechtigkeit unternommen. Für die SPD steht fest: Die Erbschaftssteuer muss gerecht und zugleich wirtschaftlich vernünftig sein. Wir werden Begünstigungen bei der Erbschaftsbesteuerung künftig viel stärker an den dauerhaften Erhalt von Arbeitsplätzen koppeln.